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Staatlicher Chauvinismus im Anschluss an englischen Kolonialismus
Scheitern politischer Mittel und reaktiver Fanatismus der Minderheit



Staatlicher Chauvinismus im Anschluss an englischen Kolonialismus
Die Unterdrückung und Diskriminierung der tamilischen Bevölkerung durch die singhalesische Mehrheit respektive staatlicher Chauvinismus und entsprechende Übergriffe gehen in die Mitte der 1950er-Jahre zurück, auch als Folge der Kolonialzeit:
Während seit über 2000 Jahren sowohl Singhalesen wie auch Tamilen in Sri Lanka leben, wurde die Insel ab dem 16. Jahrhundert weitgehend von Portugal und den Niederlanden kolonisiert und 1815 schliesslich gesamthaft Teil des britischen Empires.
Die englische Kolonialmacht setzte vornehmlich Tamilen als Beamte des Empires ein, was diese zu einer Art kleiner Verwaltungselite werden liess. Genau damit wurden sie in der Folge von der singhalesischen Mehrheit auch assoziiert. Und dies führte wiederum dazu, dass Vertreter der singhalesischen Mehrheit im Anschluss an die Unabhängigkeit Sri Lankas 1948 den Bildungs- und Machtvorsprung der Tamilen wieder beseitigen wollten und Singhalesisch 1956 zur alleinigen Staatssprache erklärten. Erst viel später wurde auch Tamilisch als Amtssprache anerkannt. Der übersteigerte singhalesische Nationalismus äusserte sich in einem ersten Aufflammen von Anti-Tamil-Unruhen, die zahlreiche Tote unter der tamilischen Minderheit forderten. 1972 wurden zusätzlich regionale Zulassungsstandards im Bildungswesen festgelegt, welche mitunter auch die bis dahin überrepräsentierte tamilische Bevölkerungsgruppe an Universitäten reduzieren sollte. Tamilen nahmen diese Vorgehensweise als eine weitere Diskriminierung und zukünftige Bedrohung wahr.


Scheitern politischer Mittel und reaktiver Fanatismus der Minderheit
Die tamilische Minderheit scheiterte im Streben um eine würdevolle Existenz mit ihren politischen Mitteln. Die Tamil United Liberation Front (TULF) hatte im Laufe der 1970er-Jahre erstmals einen eigenen Tamilenstaat (Tamil Eelam) im Norden und Osten des Landes gefordert. 1976 wurden dann die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) gegründet. Ein Prozess zunehmender Radikalisierung der Minderheit wurde von Verrat, Spaltung und Ermordungen innerhalb der Widerständigen verschärft, wobei mit Einsetzen des Bürgerkriegs von 1983 von einer Fanatisierung beider ethnischen Lager gesprochen werden kann. 1983 gelangte auch Velupillai Pirabaharan an die Spitze der LTTE; er führt die Rebellen bis heute an.

Was den militärischen Verlauf des Konflikts anbelangt, so kontrollierten die LTTE nach einer gescheiterten Intervention indischer Truppen ab 1990 das nördliche Jaffna, 1995-2001 breiteten sich die Kämpfe im ganzen Norden und Osten des Landes aus, worauf es schliesslich 2002 zu einem von Norwegen vermittelten Waffenstillstand kam.
2004 spaltete sich mit Colonel Karuna ein bedeutender Teil der LTTE ab und verbündeten sich fortan mit der Regierung. 2006 flammten jedoch erneute Kämpfe der LTTE mit der Regierung auf, welche im selben Jahr von Friedensverhandlungen in Genf begleitet wurden.
Ab 2007 wurden die Rebellen innerhalb kurzer Zeit erst aus dem Osten des Landes verdrängt, 2008 annullierte die Regierung dann den Waffenstillstand von 2002 und stiess an vier Fronten gegen die verbleibenden, von der LTTE kontrollierten Gebiete vor. Im Januar 2009 fielen in schneller Folge der Rebellenstützpunkt Kilinochchi, der Elephantpass und somit der Zugang zu Jaffna sowie die Stadt Mullaittivu im gleichnamigen nordöstlichen Gebiet, wo aktuell rund 250'000 Zivilpersonen zwischen die Fronten geraten sind.
Laut Aussagen der Regierung steht das Kriegsende unmittelbar bevor, was die Intensität der Kämpfe in der Gegend von Mullaittivu weiter steigert. Der UN-Sprecher James Elder fasst die gegenwärtige Situation so zusammen:
"The space [where conflict is taking place] is shrinking and the fighting is augmenting."



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